Deutscher Immobilienmarkt erwacht – doch Experten mahnen zur Besonnenheit
Nach einer längeren Phase der Zurückhaltung zeichnet sich auf dem deutschen Immobilienmarkt ein Wandel ab. Die Preise für Wohnimmobilien steigen wieder, insbesondere in gefragten Lagen der Metropolen. Auch internationale Investoren blicken zunehmend interessiert auf Deutschland – ein Markt, der als stabil, aber lange Zeit als unattraktiv galt. Nun scheinen sich die Rahmenbedingungen allmählich zu drehen.

Konstantin Kortmann, Deutschlandchef des Immobilienberatungsunternehmens JLL, erkennt in Gesprächen mit Marktteilnehmern einen spürbaren Stimmungsumschwung. „Die Zuversicht kehrt zurück“, sagt er. Ausländische Kapitalgeber nähmen Deutschland erneut ins Visier – wenngleich mit Zurückhaltung. Die weiterhin vergleichsweise niedrigen Renditen, hohe Baukosten und anspruchsvolle Standards in Planung und Umsetzung bremsen den Enthusiasmus. Dennoch: Das Interesse ist geweckt, und erste Bewegung ist spürbar.
Insbesondere im Segment der Wohnimmobilien zeigen sich erste Preissteigerungen. Kortmann beobachtet diese Entwicklung vor allem in A-Städten mit gefestigter Nachfrage. Für Investoren sei jetzt entscheidend, nicht auf den vermeintlich perfekten Einstiegszeitpunkt zu warten. „Wer nur auf die optimale Zinssituation spekuliert, verpasst möglicherweise den Einstieg – denn der Markt ist längst in Bewegung.“
Langfristig erwartet Kortmann ein stabiles Wachstum bei Bestandsmieten, mit jährlichen Steigerungsraten zwischen vier und fünf Prozent. Um dem angespannten Wohnungsmarkt wirkungsvoll zu begegnen, fordert er tiefgreifende Reformen: einfachere Genehmigungsverfahren, weniger bürokratische Hürden und eine Abkehr von überzogenen Baustandards. Nur so könne neuer Wohnraum schneller und wirtschaftlicher entstehen.
Zudem spricht er sich klar gegen die Mietpreisbremse aus – sie wirke sich negativ auf die Investitionsbereitschaft aus und verhindere dringend benötigte Projekte. Der Erwerb von Wohneigentum werde in Zukunft für viele Menschen schwieriger. Umso wichtiger sei eine ehrliche, realistische Beratung, die individuelle Möglichkeiten aufzeige und keine falschen Erwartungen wecke.
Der deutsche Immobilienmarkt sendet also vorsichtige Signale der Erholung. Doch echte Dynamik erfordert mehr als steigende Preise – sie braucht politische Unterstützung, Planungssicherheit und den Mut zur Reform.
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